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Spiegelneuronen und Gedanken lesen

Das Mysterium der Spiegelneuronen geistert schon seit einiger Zeit (genau genommen seit Anfang der 90er Jahre) durch die Medien. Da auch ich in meinen Seminaren immer wieder von der Wirkungsweise der Spiegelneuronen schwärme, ist es an der Zeit, auch an dieser Stelle ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

Die meisten Menschen denken: Wenn mein Gegenüber etwas fühlt, dann fühle ich das auch – zumindest, wenn ich sensibel genug bin (mehr dazu in einem späteren Artikel). Soweit, so vereinfacht. Denn in Wirklichkeit ist es ein wenig komplexer, was die ganze Sache allerdings auch um einiges spannender macht.

Zuerst einmal funken nicht die Emotionen, sondern unsere motorischen Nervenzellen.

An einem Beispiel: Wenn jemand eine schicke Tasse mit Henkel in die Hand nimmt, um einen Schluck Tee zu trinken, benutzt er dafür einen ganz bestimmten Griff. In der Regel wird dies eine Art Pinzettengriff sein. Der Pinzettengriff kann ein wenig aristokratisch anmuten. Oder der Tee ist so heiß, dass er ihn nur so anfassen kann. Wenn ich diesen Griff sehe, imitieren meine motorischen Nervenzellen, was ich mit diesem Griff und dieser Teetasse in dieser Situation tun würde. Richtig! Ich würde einen Schluck Tee trinken. Folglich erscheint es logisch, dass mein Gegenüber auch einen Schluck Tee trinken wird.

Stellen wir uns nun vor, unser Gegenüber würde die Teetasse mit einem anderen Griff nehmen, zum Beispiel mit der ganzen Hand. Was würde er dann tun? Beziehungsweise: Was würde ich tun? Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Er könnte die Tasse nehmen und nach mir werfen. Wäre das gerechtfertigt? Ging dem ganzen ein Streit voraus? Würde ich ähnlich reagieren? Oder agiert mein Gegenüber eher grobschlächtig und nimmt Teetassen grundsätzlich mit der ganzen Hand? In unklaren Situationen muss ich die Szene weiter beobachten. Führt mein Gegenüber seine Hand zum Mund oder holt er nach hinten aus? Erst dann weiss ich, was passieren wird.

Dieses kurze Beispiel zeigt uns die gesamte Komplexität der Spiegelneuronen:

  1. Spiegelneurone spiegeln nicht einfach die Emotionen meines Gegenübers, sondern dessenMotorik. Erst durch die Verbindung meiner innerlich simulierten Motorik mit den entsprechenden Emotionen, zukünftigen Handlungen und Zielen erahne ich, was mein Gegenüber tun wird.
  2. Spiegelneurone sind erfahrungsabhängig. Sie sind abhängig davon, was ich persönlich für einen Erfahrungshintergrund habe. Wenn ich noch nie Tee aus einer Tasse mit Henkel getrunken habe, kann ich ein beobachtetes Verhalten nicht mental simulieren.
  3. Spiegelneurone sind erwartungsabhängig. Was wird mein Gegenüber normalerweise tun, wenn er so angezogen ist und sich so oder so verhält? Was wird er vermutlich an diesem Ort tun? Damit simulieren wir nicht nur das Verhalten anderer, sondern versetzen uns in die Lage anderer. Wir selbst werden zum vornehmen oder grobschlächtigen Teetrinker.

Auf eine Formel gebracht bedeutet dies:

  1. Wahrnehmen: Sie nehmen das Verhalten Ihre Gegenübers wahr.
  2. Vermuten: Sie überlegen, was Gegenüber wahrscheinlich im nächsten Moment tun wird.
  3. Bewerten: Ihre Spiegelneuronen geben Ihnen bei Ihrer Vermutung intuitiv recht. Wenn nicht, schauen Sie noch einmal genauer hin und stellen die zweitwahrscheinlichste Vermutung auf.

Literatur:

Christian Keysers: Unser empathisches Gehirn

Marco Iacoboni: Woher wir wissen, was andere denken und fühlen

Menschenkenntnis und emotionale Kompetenz in der Führung

Wollen Sie Ihre Mitarbeiter überzeugen, zum Beispiel im Rahmen eines Veränderungsprojekts, reicht es nicht aus, mit Argumenten zu jonglieren. Auch Theorien wie beispielsweise das DISG oder die Big 5 helfen nur solange, bis wir auf eine weitere Theorie stoßen, die der ersten Theorie widerspricht. Theorien oder diagnostische Modelle sind lediglich Fenster, durch das wir in einen Menschen hineinblicken können. Wir brauchen sie, um überhaupt einen Einblick zu bekommen. Es ist jedoch nur ein Blick, während andere Theorien andere Blicke eröffnen. Daher sollten wir Theorien, so weit verbreitet sie auch sind („Schau her, der ist bestimmt ein Blauer!“), nur als Orientierung nutzen.

Hinter den Theorien stehen tiefere Motive der Stimulanz, Gestaltung oder Stabilität, die sich im Verbalen und Nonverbalen der Mitarbeiter widerspiegeln. Mitarbeiter neurobiologisch zu verstehen, heißt, sie als Individuum ernst zu nehmen und anzusprechen, da Individuen viel komplexer sind als Theorien.

Als Basis einer emotionalen Kompetenz im Umgang mit Mitarbeitern sind Ihre Intuition, Selbstwahrnehmung und Empathie als Soft Skills ebenso wichtig wie das Erkennen emotionaler Anzeichen in Mimik, Körpersprache und Stimme als „Hard“ Skills. Durch eine gute Menschenkenntnis erkennen Sie aufgrund unbewusster Äußerungen schneller die Bedenken Ihrer Mitarbeiter, was dahinter steht und können so gezielt darauf eingehen. Konflikte werden elegant bereits im Anfangsstadium pariert. Und bestenfalls ergeben sich durch den Einsatz Ihrer neu erworbenen emotionalen Kompetenzen intensivere emotionale Bindungen.

Körpersprache und Mimiken lesen

„Ich bin enttäuscht. Die Beförderung hätte mir zugestanden.“

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Eine emotional kompetente Wahrnehmung hilft uns dabei, Mitmenschen, Kunden oder Mitarbeiter zu verstehen. Eine solche Art der Menschenkenntnis fußt weniger auf statischem physiognomischem Wissen, sondern auf dem dynamischen Wechselspiel zwischen der eigenen Intuition (Stichwort Spiegelneurone) und der Wahrnehmung von Mimiken, Körperhaltungen und Gesten.

Intuition

„Das kann nicht Ihr Ernst sein!“

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Verhandlungen, unzufriedene Kunden und dazu noch die eigene Unsicherheit. In vielerlei Situationen ist es enorm wichtig, schnell und intuitiv zu erkennen, was ein Kunde (Kollege, Klient, Patient oder gar die eigene Frau) gerade denkt oder fühlt. Wenn Sie dies auch nur im Ansatz bemerken und ansprechen, bauen Sie eine Bindung zu Ihren Mitmenschen auf. Eine gute Bindung bzw. Beziehung ist der wichtigste Baustein für einen weiteren positiven Gesprächsverlauf. Zudem gibt es häufig kritische Momente, in denen Gespräche kippen können. Auf solche Momente angemessen zu reagieren ist wichtig, um ein Gespräch am laufen zu halten oder Schlimmeres zu verhindern.

Emotionen lesen, Lügen erkennen, emotional kompetent (re)agieren

„Das passt mir gar nicht!“

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In meinen Trainings lernen Sie, Zeichen in Mimik, Körpersprache und Stimme zu deuten, um zu erkennen, was Ihr Gegenüber gerade empfindet. Diese Erkenntnisse werden in meinen Seminaren direkt mit Hilfe intuitiver und gesprächstechnischer Methoden in die Praxis umgesetzt, um Mitmenschen besser zu verstehen und damit nachhaltig Ihre Menschenkenntnis zu verbessern. Um die Gefühle von Kunden oder Kollegen zu erkennen gibt es zwei Zugänge: einen intuitiven und einen wissenschaftlichen. Der intuitive kann uns täuschen, während der wissenschaftliche oft zu langsam ist bzw. einiges an Erfahrung und Übung benötigt. Ein gemeinsames Zusammenspiel dieser beiden Methoden ist daher ideal, um die jeweiligen Vorteile zu nutzen und die Nachteile zu begrenzen. Meine Seminare zum Thema Menschenkenntnis vermitteln Ihnen das nötige Wissen, Emotionen gezielt zu erkennen, gehen jedoch auch auf die Kompetenz ein, Gefühle intuitiv zu erspüren, um einen Blick hinter die Fassade Ihrer Mitmenschen zu erhaschen und so an Ihrer Menschenkenntnis zu arbeiten. Sinn und Zweck des emotionalen Erkennens ist die Erhöhung der eigenen emotionalen Kompetenz in Konfliktfällen sowie die Erhöhung der Bindung von Kunden oder Kollegen.

Wahrnehmungsbrillen

Dazu ist es hilfreich, sich ergänzend mit Motivations- und Persönlichkeitstheorien als Wahrnehmungs- und Interaktionsbrillen zu beschäftigen:

  • Neurobiologische Motivlandkarten zeigen uns, welche Motive, Bedürfnisse und Interessen hinter Emotionen und Handlungen stehen.
  • Die Big Five der Persönlichkeit zeigen uns die spezifischen Eigenarten von Menschen und weisen uns auf Konfliktpotentiale hin.
  • Das Enneagramm zeigt uns verschiedene Verhaltensweisen (machen, sich kümmern, kreativ sein, leiden, forschen, kämpfen, optimistisch sein, entscheiden, gelassen bleiben) von Menschen und worin Konfliktpotentiale und Gemeinsamkeiten liegen.
  • Mit Übungen aus dem Improtheater (Hoch und Tief-Status, 4 Elemente) und der Transaktionsanalyse (Dramadreieck) werden Beziehungs-Dynamiken anschaulich greif- und erfahrbar.