Archiv der Kategorie: Wissensmanagement und Kooperation

Wann ist Agilität sinnvoll und wann nicht?

Der Hype um agile Vorgehensweisen dringt in alle Bereiche vor. Dabei wehren sich manche Mitarbeiter vehement gegen die Veränderungen, die stetige Anpassungsprozesse mit sich bringen. Dass sie mit dieser Weigerung ab und an durchaus recht haben, zeigt die folgende Auseinandersetzung damit, wann Agilität sinnvoll ist und wann nicht:

  1. Manche Tätigkeiten und Abläufe sind für stetige Anpassungsprozesse schlichtweg nicht geschaffen. Adaptionsprozesse würden nur zu einem Chaos führen.

  2. Es gibt Tätigkeiten und Abläufe, bei denen es cleverer ist, Experten zu fragen anstatt Kunden. Der Kunde hat zwar Bedürfnisse und oft auch clevere Ideen, ist oftmals aber auch momentgetrieben, zum Beispiel übertrieben preisorientiert, ohne an langfristige Effekte seines Kaufverhaltens zu denken.

  3. Am prädestiniertesten für Schwarmintelligenz und Agilität sind komplexe, undurchsichtige Situationen, die zuerst einmal geklärt werden müssen.

  4. Chaotische Situationen hingegen können durch eine agile Führung zu Panik führen. In diesen Situationen braucht es eine klare Führung und Lenkung, um die Kontrolle über die Situation zurück zu gewinnen.

Da Bilder mehr als 1000 Worte sagen: Ein Schiff macht sich auf die Reise.

  1. Das Schiff wird gepackt. Dazu gibt es klare Listen, Vorgaben und logische Abläufe.

  2. Für die Reise braucht es Experten im Team, die navigieren, steuern, kochen können, usw. Auf die Essenswünsche der Crew einzugehen, ist sinnvoll. Eine Kartoffelsuppe kann jedoch nur gekocht werden, wenn genügend Kartoffeln da sind.

  3. Strandet das Schiff auf einer Insel, in der es nicht mehr darum geht, zu navigieren oder zu kochen, in der also die Experten überfragt sind, ist es sinnvoll, alle Crewmitglieder vom Offizier bis zum Ruderer, nach ihrer Meinung zu Erkundung der Insel zu befragen.

  4. Gerät das Schiff in einen Sturm, muss der Kapitän, evtl. in Absprache mit dem Steuermann, klare Ansagen machen, bis sich der Sturm wieder legt.

Auswirkungen der Digitalisierung auf Führung

Management vs. Führung

Worum kümmert sich Management? Ein Manager sichtet, bewertet und delegiert Aufgaben. Ein Manager plant, strukturiert und organisiert. Ein Manager ‘verwaltet’ Aufgaben, Prozesse, Projekte und organisiert diese möglichst deckungsgleich mit den Zeitbudgets seiner Mitarbeiter. Manager gehen sachorientiert an Aufgaben. Manager fragen sich, was in welcher Zeit zu tun ist.

Eine Führungskraft führt. Sie geht als Leitfigur voran, gibt Orientierung im alltäglichen Chaos, agiert werteorientiert, ist standhaft, visioniert, motiviert, treibt an, gibt Feedback, zieht Grenzen, schlichtet Konflikte, betreibt Bindungsarbeit und hilft in Identitäts- und Loyalitäts-Krisen. Führungskräfte gehen beziehungsorientiert an Aufgaben. Führungskräfte fragen sich, wie und warum Aufgaben erledigt werden sollen.

Auswirkungen der Digitalisierung auf Führung

Digitalisierungsmaßnahmen werden in Zukunft einen Großteil der Managementaufgaben übernehmen. Der Computer bestimmt dann, was in welcher Zeit zu erledigen ist, welche Ressourcen dafür erforderlich sind oder an wen ich mich im Fall X wenden kann. Jüngere Generationen starten ohnehin mit der Haltung in den Beruf: Ich weiß, was ich tun muss. Ich weiß, wo ich nachsehen muss. Ich habe alles im Griff und führe (eigentlich manage) mich selbst. Damit fällt ein Großteil klassischer Managementaufgaben weg. Übrig bleiben Führungsaufgaben, für die bisher so wenig Zeit war. Führungsaufgaben, die nötig sind, weil unter der Schwelle hoher Medienkompetenz nach wie vor Unsicherheiten lauern.

Führungsvakuum oder Führungsfreiraum?

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Digitalisierung, Flexibilisierung und Individualisierung

Dadurch entsteht ein Führungsvakuum. Führungskräfte müssen Ihre neue Rolle erst finden. Es besteht aber auch die Chance zu einem Führungsfreiraum zur Entwicklung von Visionen, Ideen und der Ausübung von Beziehungsarbeit.

Führungskräfte sollten sich mit folgenden Fragen auseinander setzen:

  • Was ist wirklich wichtig? Wie vermittle ich Prioritäten?

  • Wie motiviere ich und vermittle den Sinn unserer Arbeit?

  • Wie helfe ich meinen Mitarbeitern bei Konflikten und Stress?

  • Wie vermittle ich v.a. jungen Mitarbeitern Orientierung, die vor lauter Selbststeuerung, -organisation und Eigenkontrolle vergessen, sich selbst zu regulieren und sich übernehmen?

  • Wie helfe ich Mitarbeitern bei ihrer Balance zwischen Homeoffice, Vertrauensarbeitszeit, Projektarbeit und Freizeit?

  • Wie begrenze sich individuelle Spielräume von Mitarbeitern, die ihre Leistung schlecht selbst einschätzen können und sich überfordern?

  • Welche Feedbacksysteme zur Wertschätzung der Arbeit etabliere ich?

Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen. Besser wir machen das Beste daraus!

Fake News Test

Um seriöse Informationen von Fake News oder Alternativen Fakten zu unterscheiden, entwickelte ich eine Heuristik, mit der sich Schritt für Schritt den Wahrheitsgehalt einer Information testen lässt:

Fake News Heuristik

Zur Vertiefung der Kriterien Erfahrungen, Nutzen, Quelle, Qualität und Persönliche Wahrnehmung sind die folgenden Fragen hilfreich:

Sachliche Testfragen: Erfahrungen, Zweck, Quelle und Qualität der Information

1. Bisherige Erfahrungen

  • Deckt sich die Information mit meinen Erfahrungen?
  • Wie sicher sind meine bisherigen Informationen?

2. Zweck der Information

  • Wem nützt die Information?
  • Wofür dient die Information?
  • Kratzt die Information an einem Tabu?
  • Was daran ist tabuisiert?
  • Bedient die Information ein Sensationsbedürfnis?
  • Polarisiert die Information?
  • Wofür brauche ich die Information?

3. Informationsquelle

  • Wer lancierte die Information?
  • Ist die Quelle vertrauenswürdig?
  • Welche Kriterien gibt es für vertrauenswürdige Quellen?
  • Auf welche weiteren Quellen verweist die Quelle?

4. Qualität der Information

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass die Information wahr ist?
  • Welche Kriterien gibt es für Wahrheit?
  • Welche objektiven Kriterien gibt es (Durchführung, Auswertung, Interpretation)?
  • Welche Kriterien der Reliabilität (Mess-Wiederholbarkeit) wurden erfüllt?
  • Welche Tiefe besitzt die Information?
  • Was benötigt eine Information, um Tiefe zu besitzen?

Persönliche Testfragen: 

5. Aufwand

  • Mache ich es mir zu leicht?
  • Bin ich leichtgläubig?
  • Warum will ich die Information glauben / nicht glauben?
  • Fühle ich mich (zu leicht) bestätigt?

Da es in diesem Bereich selten die reine Wahrheit, sondern nur Grautöne gibt, dienen die Heuristik und die dazugehörigen Testfragen als Orientierung. Ergänzungen nimmt der Redakteur gerne in Empfang.

Bindung und Lernen

In einer Studie von Roy Baumeister mussten drei Test-Gruppen einen Persönlichkeitstest absolvieren. Anschließend wurde Gruppe A gesagt, Sie würden in Zukunft stabile Beziehungen haben. Gruppe B wurden Krankheiten prognostiziert. Gruppe C wurden viele Trennungen prophezeit. In einem anschließenden Intelligenztest schnitten A und B gleich ab. C jedoch schnitt mit einer im Durchschnitt um 27% geringeren Intelligenz ab.

In einer anderen Studie von Carr & Walton (2012) wurde der Einfluss von Bindung auf Aufmerksamkeit, Merkleistung, Motivation und Ausdauer getestet. Zwei Test-Gruppen sollten jeweils die gleichen Aufgaben lösen (ein unlösbares Puzzle). Gruppe A bekam die Anweisung: Lösen Sie dieses Puzzle gemeinsam. Bei der Gruppe B fehlte lediglich das Wort ‘gemeinsam’. Nach einigen Minuten bekamen die Teilnehmer einen Hinweiszettel vom Versuchsleiter. Der Hinweiszettel für die Gruppe A war im Stil eines Teilnehmers verfasst, der Zettel für Gruppe B im Stil des Versuchsleiters. Anschließend fanden Befragungen und ein Stroop-Test statt. Bei einem Stroop-Test erscheinen auf einem Bildschirm nacheinander vier verschiedene Farb-Worte in verschiedenen Farben, d.h. Blau in blau oder in grün, usw. Die Teilnehmer müssen jedesmal, wenn ein Wort auftaucht, auf den Knopf der Schriftfarbe drücken, d.h. bei „Blau“ muss der Knopf Rot gedrückt werden.

In einem weiteren Versuch gaben Carr und Walton zwei Gruppen die Aufgabe, sich aus einem komplexen Bild in 8 Minuten 18 Objekte zu merken. Auch hier wurde wieder mit Hinweisen in sachlicher oder gemeinschaftlicher Stimmung gearbeitet.

Die Erkenntnisse:

  • Gruppe B befasste sich durchschnittlich 11,5 Minuten mit dem Puzzle, bis sie die Lust verlor, Gruppe A 17 Minuten.
  • Gruppe A empfand die Aufgabe interessanter.
  • Gruppe A hatte im Stroop-Test eine um 38% schnellere Reaktionszeit.
  • Gruppe A hatte in dem Erinnerungstest eine um 12% höhere Trefferquote.

Das Fazit: Bindung fördert die Ausdauer, Merkleistung, Schnelligkeit und temporäre Intelligenz.

Serotonin im Kontext von Lernen

Serotonin im Kontext von Lernen und Kreativität

Schokolade essen, Sport treiben sowie allgemein ein Zustand der Freude, z.B. durch persönliche Erfolge steigern unsere Serotoninproduktion im Gehirn. Serotonin ist als Botenstoff für die Übertragung von Signalen zwischen Neuronen zuständig. Und wenn unsere Neuronenketten sich erweitern, bekommen wir Glücksgefühle, vice versa. Lernen und Kompetenzerweiterung ist folglich eng mit einem Glücksempfinden verbunden! Oder anders formuliert: Lernen macht glücklich. Das weiß jeder, der dieses Klicken im Kopf, diesen AHA-Effekt während einer Erkenntnis kennt. Und Glück und Freude fördern das Lernvermögen.

Serotonin im Essen

Serotonin wird nicht nur vom menschlichen Körper produziert, sondern kommt auch in Lebensmitteln wie Kiwis, Bananen, Ananas, Tomaten, Rohkost, Walnüssen oder Kakao vor. Viel Fleisch und sonstige Eiweiss-Produkte sind eher hinderlich für die Aufnahme von Serotonin. Dabei sollte die Nahrung ausgiebig gekaut werden, um die Aminosäure Tryptophan freizusetzen.

Schokolade soll ja bekanntlich glücklich machen – zumindest die erste Hälfte der Tafel. Dieses Glücksempfinden ist bestimmt noch mit Fairtrade-Schokis steigerbar, indem unser gutes Gewissen im Gehirn angetriggert wird. Das wäre auch mal eine Studie wert. Vielleicht würden Neurowissenschaftler dabei eine Art Weltenretter-Neuron entdecken. Wer weiß?

Das Glückmachende in der Schokolade ist jedoch weniger auf das enthaltene Serotonin (im Kakao) als auf den hohen Kohlenhydratgehalt zurückzuführen. Serotonin kann die Blut-Hirn-Schranke nämlich nicht überwinden – da wäre Crystal Meth zu bevorzugen 😉. Kohlenhydratreiche Nahrung stimuliert jedoch die Serotoninbildung im Gehirn.

Serotoninbildung durch Sport

Eine kalorienärmere Methode zur Hebung des Serotoninspiegels stellt sportliches Ausdauertraining dar, d.h. richtig mit Schwitzen und so. Denn durch körperliche Betätigung wird die Verfügbarkeit des bereits erwähnten Tryptophans im Gehirn erhöht, woraus der Körper wiederum Serotonin gewinnt. Regelmäßiger Ausdauersport erhöht somit dauerhaft den Serotoninspiegel. So trägt Serotonin indirekt nicht nur zu körperlicher, sondern auch zu psychischer Gesundheit bei.

Serotonin und Lernen

Und da wir wissen, dass Serotonin bei der Bildung von Neuronenketten notwendig ist, wirken sich eine gesunde Ernährung und Sport folglich auch auf das Lernvermögen und die Kreativität aus.

Ein Argument mehr für gute Ernährung und einen Fitnessraum im Keller in Unternehmen.

Da Freude, Stolz und Glück allerdings auch durch Erfolge bzw. die Rückmeldungen auf Erfolge entstehen, kann auch ein passendes Feedback den Serotoninspiegel stimulieren. Letztendlich ist eine gemeinsam gepflegte humorvolle Atmosphäre  sicherlich auch nicht schädlich.