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Resilienz: Zwei Seiten einer Medaille

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Die individuelle und soziale Seite der Resilienz

Die individuelle Seite ist relativ bekannt und steht dafür optimistisch in die Zukunft zu blicken und sich an schwierige Situationen agil und adaptiv anzupassen, daran zu lernen und zu wachsen.

Die soziale Seite ist eher unbekannt und hat mit Sinnhaftigkeit und Verbundenheit zu tun:

  • Ich weiß, dass es einen Unterschied macht, dass ich auf der Welt bin.
  • Ich kann in Krisenzeiten auf ein Netzwerk aus Familie und Freunden zurückgreifen.
  • Ich stehe selten in Wettbewerb mit anderen und muss daher nicht ständig beweisen, was ich kann.

Der Schlüssel liegt im Wir

Wer sich fragt, warum die Welt aktuell so nach Resilienz dürstet und sich trotz einem reichhaltigen Angebot an Literatur, Seminaren und Coachings nur bedingt besser fühlt, findet die Antwort in dem Unterschied zwischen diesen beiden Arten der Resilienz:

  • Die persönliche Resilienz kann viel erreichen, stößt jedoch irgendwann einmal an eine Grenze, für die sie nicht mehr zuständig ist.
  • Die soziale Resilienz nahm jedoch in den letzten Jahrzehnten aufgrund der Mobilität und Digitalisierung immer mehr ab.

Mobilität führt dazu, dass soziale Netzwerke regelmäßig durcheinander gewürfelt und wieder neu aufgebaut werden müssen. Dies gilt v.a. für gut ausgebildete Angestellte. Die Mobilität bringt viele Chancen mit sich. Wir sollten uns jedoch vor einem Ortswechsel gut überlegen, welchen Gewinn wir daraus ziehen und welche Kosten der Wechsel mit sich bringt. Der Gewinn ist offensichtlich: Eine neue Herausforderung, die Chance einen Karrieresprung zu machen oder einfach mehr Geld zu verdienen. Die Kosten werden uns leider erst später bewusst: Die alten Freunde werden zurück gelassen und damit auch die Möglichkeit, sich in Krisen wie in beinahe alten Zeiten am Tresen über Ärger und Sorgen auszutauschen.

Wir versuchen diese Manko mit Hilfe digitaler Netzwerke auszugleichen, was jedoch nur bedingt gelingt. Facebook hat zwar keine Sperrzeiten, funktioniert aber dennoch nicht wie ein Tresen oder der Spaziergang mit einem guten Freund. Es fehlt – das wissen wir alle – das differenzierte mimisch-verbale Feedback. Es fehlen das nonverbale Schulterklopfen oder einfach nur die Präsenz des anderen mit dem Bewusstsein: Gut, dass da noch jemand ist und sich Zeit für mich nimmt.

Laut Studien des Soziologen Nicolas Christakis und Politikwissenschaftlers James Fowler bringen maximal 12 echte Freunde aus der nahen Umgebung mehr für unsere (soziale) Resilienz als Hunderte von Netzwerkbekannten, die uns ab und an ein Like hinterlassen. Nichts gegen ein großes berufliches Netzwerk. Wenn ich auf Linkedin einen Artikel veröffentliche, ist es hilfreich, diesen möglichst breit zu streuen. Und manchmal ergeben sich daraus interessante fachliche Diskussionen. Das hat jedoch nichts mit dem Versuch zu tun, für ein fehlendes soziales Resilienznetzwerk in der nahen Umgebung einen digitalen Ersatz auf Facebook, Instagram oder TikTok zu suchen.

Ein solches oberflächliches, digitales Netzwerk kann sogar unsere Resilienz noch weiter schwächen, wenn wir uns auf Statusvergleiche einlassen. Statusvergleiche setzen uns zusätzlich unter Dauerstress, da es immer jemanden gibt, der – auch dank der schönen neuen Filtertechniken (Persiflage von Extra 3) – vermeintlich schöner, reicher oder glücklicher ist. Und wer sich in dieser Welt des digitalen Glamours einmal besser fühlen will, blickt auf andere mit Hilfe von Shitstorms herab. Ein echtes Miteinander im Sinne des Teilens von Problemen, was unserer Resilienz gut tun würde, findet jedoch selten statt.

Helfen Kämpfe gegen Sinnverlust?

Neben den Folgen der Mobilität und den Statusvergleichen in digitalen Netzwerken spielt zuguterletzt auch der Verlust an Sinnhaftigkeit eine wichtige Rolle für unsere aktuelle, mangelnde Resilienz. In früheren Zeiten hatten die meisten Menschen weniger Freizeit, weniger Möglichkeiten der Selbstbestimmung und weniger Geld. Dennoch schien ein Sterben im Krieg für Kirche und Vaterland ihrem Leben einen Sinn zu verleihen. Die Begeisterung junger Menschen kurz vor dem Einzug an die Front im 1. Weltkrieg ist für uns heute kaum nachvollziehbar. Zu diesen Zeiten will die Mehrheit der Menschen sicherlich nicht mehr zurück. Dennoch gaben solche Kriege den Menschen eine Bestimmung.

Kein Wunder, dass auch in neuerer Zeit Kriege immer noch eine gewisse Faszination ausüben, als würden sie dem eigenen Leben eine tiefere Bedeutung geben. Emmanuel Macron sprach Anfang 2020 davon, dass wir uns im Krieg gegen Covid-19 befinden. Und auch wenn Annalena Baerbock die Aussage, dass wir uns im Krieg gegen Russland befänden aufgrund der politisch-heiklen Situation der Nato schnell relativierte, wird deutlich, wie bedeutend schon alleine der Begriff des Krieges ist.

Überhaupt scheinen sich viele Menschen aktuell in irgend einem Krieg zu befinden, auch wenn der Begriff so idR. nicht genannt wird:

  • Klimaaktivist*innen kämpfen zur Rettung des Planeten gegen Autofahrer*innen.
  • Deutsche Söldner kämpfen auf Seiten der Ukraine gegen Russland.
  • Die Antifa kämpft seit der anhaltenden Krisenstimmung vehementer denn je gegen Nazis.
  • Reichsbürger*innen würden den Staat am liebsten abschaffen.
  • LGBTIQ-Gruppen kämpfen für Minderheiten und sexuelle Selbstbestimmung.
  • Die Gegenseite kämpft für den Erhalt der klassischen Familie mit Vater, Mutter, Kind.
  • Alte Feminist*innen kämpfen gegen neue Feminist*innen.
  • Alte Linke kämpfen gegen neue Linke. Usw.

Wurde jemals so vehement gekämpft wie heute? Oder fühlt es sich dank der zugespitzten Austragung der Meinungsverschiedenheiten in digitalen Netzwerken nur so an?

Ging den Menschen der Sinn in ihrem Alltag verloren, weshalb sie versuchen, diesen über Kämpfe zurückzuholen? Wenn dem so ist, gibt es dafür nicht die eine Erklärung für diesen Sinnverlust. Für einen Teil der Menschen greift die hohe Mobilität als Erklärung. Für einen anderen Teil greift die Vereinzelung und Isolierung im Internet und das dauerhafte Gefühl, dass jemand anders mehr erreicht hat als ich selbst. Zusätzlich wurden traditionelle Berufe entwertet, weil eine akademische Ausbildung als höherwertig dargestellt wird und auch finanziell mehr einbringt. Es gibt also viele Gründe für einen möglichen, individuellen Sinnverlust in der Gesellschaft.

Schenken schafft Sinn und stärkt unsere soziale Resilienz

Für etwas zu kämpfen ist nur eine Möglichkeit, dem Leben einen Sinn zu verleihen. Daneben spielt der analoge Austausch mit anderen Menschen eine wichtige Rolle. Eine Plattform wie www.nebenan.de verbindet Nachbar*innen miteinander. Ein Spaziergang mit Freunden macht resilienter als einen Abend lang oberflächlich zu chatten. Arbeitgeber könnten Stammtische reaktivieren, für Sportgruppen werben und Singkreise organisieren. Und für spezielle, auch kritische Themen lassen sich Redekreise nach dem Dialogkonzept von David Bohm durchführen.

All diese Ideen haben eines gemeinsam: Sie sollten entgegen dem vorherrschenden Utilitarismus-Gedanken zweck-, aber nicht sinnfrei sein. Sie sollten kein direktes Ziel verfolgen. Es sollte nicht primär darum gehen, ein Konzert auf die Beine zu stellen, eine Fußballmannschaft für ein Turnier fit zu machen oder sein Karrierenetzwerk am Stammtisch auszubauen. Arbeit ist zweckorientiert, weil sie Essen auf den Tisch bringt und die Miete zahlt. Auch Arbeit kann sinnvoll sein, wenn Flüchtlinge angestellt werden oder allgemein die Welt ein klein wenig besser gemacht wird. Doch nicht jede Arbeit ist sinnerfüllend. Umso wichtiger ist es, diesen Sinn im Austausch mit anderen zu finden – in der Freizeit oder in der Teeküche am Arbeitsplatz. Der Austausch wiederum sollte auch im beruflichen Rahmen keinen direkten Zweck verfolgen. Weiß ich bereits im voraus, welchen Nutzen ich aus einem Treffen ziehen möchte, bin ich nicht mehr offen für Überraschungen, die das Leben erst lebendig machen.

Zweckgebundenheit lässt sich mit einem Einkauf vergleichen: Ich habe klare Vorstellungen wie eine neue Hose aussehen soll und wähle entsprechend aus. Beziehungen sollten jedoch nach dem Prinzip des Schenkens ablaufen: Ich schenke jemandem meine Aufmerksamkeit, Hilfe, Zuwendung, Dankbarkeit, Anerkennung, Liebe, usw. und bekomme bestenfalls etwas Gleichwertiges zurück. Bei einem Kauf entsteht keine langfristige Beziehung: Ich bezahle die Hose und sofern sie keinen Fehler hat, ist die Beziehung damit beendet. In der Ökonomie des Schenkens beginnt die Beziehung erst mit dem Akt des Gebens. Beziehungen wiederum sind der vermutlich größte Sinnspender, den wir haben. Kaufen wir für uns selbst Blumen? Für den Partner oder die Partner*in wohl eher. Stehen wir am Samstagmorgen ohne zu Murren um 4.30 Uhr auf, weil die jüngere Tochter den letzten Bus nach der Disko verpasst hat? Aber selbstredend. Freuen wir uns beim Geschenk an einen Freund beinahe mehr als er selbst? Alles schon passiert. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Stichwort Spiegelneurone: Kochen wir für uns selbst, soll es meist den Zweck der Nahrungszufuhr erfüllen. Kochen wir für andere, können wir uns dank unserer Spiegelneuronen doppelt freuen – sofern wir geschmacklich nicht ganz daneben liegen. Würden wir jedoch mit der Verköstigung der Freunde einen bestimmten Zweck verfolgen, beispielsweise um einen privaten Kredit bitten, bekommt der Abend schnell ein „Gschmäckle“.

Stattdessen sind die besten Geschenke zweck- aber nicht sinnlos. Die Botschaft sollte lautet: Ich bin nicht hier, weil ich etwas von dir will, sondern weil ich einfach Spaß daran habe, mich offen auf dich einzulassen und dir das zu geben, das ich geben kann.

Dass uns eine solche Zweckfreiheit im Rahmen unserer vielen Verpflichtungen schwer fällt, liegt auf der Hand. Vielleicht sind wir es auch schlichtweg nicht mehr gewöhnt, zweckfrei zu denken. Umso wichtiger ist es, unserem Leben mit einem solchen Austausch einen spontanen, lebendigen, neuen Sinn zu verleihen. Und vielleicht sind wir ab und an auch auf der Suche nach dem ganz großen Sinn des Lebens wie in einem Krieg oder dem Kampf zur Durchsetzung einer Idee. Dabei ist der wahre Sinn des Lebens viel kleiner als wir denken und besteht einfach nur darin Mensch zu sein und sich offen und neugierig auf andere Menschen einzulassen.

Literatur

Fowler und Christakis: Die Macht sozialer Netzwerke

Gregor Hasler: Resilienz: Der Wir-Faktor

Adam Grant: Geben und Nehmen

Die Notwendigkeit der Zerstörung

Ist Zerstörung notwendig?

Als ich vor etwa 15 Jahren zum ersten mal die Wasserbilder von Emoto sah, war ich zugleich fasziniert, bestätigt und verwirrt. Die kristallenen Strukturen waren umso symmetrisch-schöner, je harmonischer die Musik war, mit der das Wasser bespielt wurde. Werden auf eine Flasche Wasser unterschiedliche Begriffe geschrieben, ergibt sich der gleiche Effekt. Liebe führt zu wundervollen Kristallen. Hass zerstört die Strukturen. (Anmerkung: Die Untersuchungen von Emoto sind sehr umstritten. Jeder möge sich hier selbst ein Bild machen.)

Ich war fasziniert davon, wie offensichtlich direkt unsere Wirkung auf Wasser ist. Ich wurde in meiner Sichtweise bestätigt, dass wir gut miteinander umgehen sollten, immerhin besteht wir je nach Alter und Geschlecht zu 50-70% aus Wasser. Ich war aber auch verwirrt, weil ich schon immer ein Faible für aufrührerische Rockmusik, bombastische Sinfonien und atonalen Freejazz hatte. Was war da los mit mir?

Der Sinn von Kultur

Nach einigem hin und her einigte sich Friedrich Nietzsche mit sich selbst auf einen Konsens: Kultur sollte gleichermaßen entspannen und aufrührerisch sein. Es stellt sich nur die Frage, wann was zum Zuge kommen sollte?

Wir sollten endlich damit beginnen, über den Tellerrand zu blicken. Besser noch: Wir sollten damit beginnen, unser Erbe zu reflektieren. Seit jeher galt Zerstörung nicht als das, als was wir es ansehen, sondern als eine kreative Kraft, notwendig, um Veränderungen anzustoßen. Manche Geschichten aus der Bibel verstören uns aus unserem heutigen harmonieverwöhnten Blickwinkel. Ein jähzorniger Gott, der andere Kulturen dem Erdboden gleichmacht und seinen eigenen Sohn opfert. Shiva ist für die Hindus der Gott der Zerstörung und des Erhalts, für manche auch der Gott der Liebe. Und die Griechen lagerten ihre eigenen Obsessionen und Aggressionen in ihre Götter aus. Der Olymp liest sich wie eine ausgelagerte Psychiatrie: Zeus war ein notorischer Schwerenöter, Venus die Götting der Extase, Artemis die Göttin der Sühne und Nemesis die Götting der Rache. Die Römer machten daraus gleich eine ganze Schar Furien. Wenn Amphitrite sich nicht beherrschen konnte, ließ sie furchterregende Meeresstürme aufkommen. Athene brachte Krieg. Und Hermes war ein hinterlistiger Gauner. Deshalb war er nicht nur der Gott der Diebe sondern auch des Handels. Natürlich hatten all diese Götter auch Sonnenseiten. Sie waren für Gerechtigkeit, Liebe und Ordnung zuständig. Gleichzeitig hatten sie zerstörerische Züge an sich. Das Prinzip der Zerstörung schien in den guten alten Zeiten noch zentral im Denken der Menschen verankert zu sein. Manchmal gewann eben der durchgeknallte Dionysios gegen den wohl reflektierten Apollo.

Ich denke, also bin ich gut (frei nach René Descartes)

Spätestens seit der Aufklärung gewann fast nur noch Apollo. Die Christen hatten allerdings den Boden dafür kongenial in beinahe weiser Voraussicht vorbereitet: Gott war gut. Alles Teuflische musste verbannt werden. Und lauerte doch überall: No one expects the spanish inquisition (Monty Python).

Die Wissenschaft mussste nur noch aus gut wahr und aus böse falsch machen. Das Durchgeknallte und Verrückte hatte nun keinen Platz mehr in unserer Welt. Was nicht rational begründbar war, wurde aus unserem Bewusstsein verbannt. Manche dieser Verrückten landeten in Psychiatrien, andere wurden zu Clowns, die sich nach und nach in unseren Medienwelt wiederfanden. Nennen wir sie Kulturschaffende. Dort bekamen sie einen festen Raum, der jedoch bitteschön von der restlichen Welt getrennt sein sollte.

Seitdem mühen sich die modernen Clowns mit dem Versuch ab, die Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern. Dieter Bohlen führt einen lebenslangen Selbstversuch durch zum Thema “Bin ich schon Unterhaltung? Und wenn ja: Wie peinlich darf ich sein?”. Böhmermann lotet aus, was Satire alles darf. Und Verstehen Sie Spaß schafft es, sich im Zeitalter von Youtube-Videos selbst zu überleben. Es scheint, als würden die modernen Clowns an den gesellschaftlichen Mauern kratzen, beißen und scharren, um letztlich zu merken, dass sie doch nicht reingelassen werden. Oder rausgelassen. Der Name der Anstalt ist perfekt gewählt. Es werden immer wieder neue Insassen aufgenommen, die von den Besuchern wie in einer modernen Freakshow staunend angeglotzt werden. Die Insassen dürfen immer mal wieder auf Freigang. Ihre verrückten Ideen jedoch bleiben lieber unter Verschluss. Ist das noch Ironie oder bereits Galgenhumor?

Kultur ist nicht mehr aufrührerisch. Sie dient nur noch der Selbstvergewisserung, dem guten Gewissen, dem stellvertretenden Denken und der Ablenkung. Mehr nicht. Sind die Kulturschaffenden selbst schuld daran? Wie immer lautet die Antwort ja und nein. Ja, weil sie zu oft ihre systemerhaltende Rolle unreflektiert mitspielen und viel zu selten genau dies ansprechen. Aber wer will schon an dem Ast sägen, der ihn trägt?

Nein, weil ihre zerstörischen Hilfeschreie niemand wirklich hören will. Niemand will wirklich zerstört werden. Wie schmerzhaft wäre es, tatsächlich sein Leben zu verändern? Wie anstrengend wäre es, selber rauszugehen, Politik mitzugestalten, Artikel zu schreiben und sich nicht nur einseitig weiterzubilden. Haben wir dazu überhaupt die Zeit? Die Politik verwaltet uns. Sie sorgt mit Gesetzen dafür, dass wir uns um nichts kümmern müssen. Sie fechtet, wenn es sein muss sogar unsere Kriege für uns aus. Die Wirtschaft sorgt für unseren gedeckten Tisch. Und wenn wir Glück haben, bekommen wir sogar einen Job, der uns Spaß macht und machen am Ende noch Karriere und werden reich. Medien und Kultur mahnen Missstände in den beiden anderen Bereichen an, die jedoch mehr Rauch als Feuer sind. Eine wirklich Einmischung, echte Veränderungen wollen wir doch gar nicht. Dafür geht es uns viel zu gut.

Kreative Zerstörung

Dabei sind die Beispiele für kreative Zerstörungen so immens und so sehr Teil unseres Lebens, dass es mich wundert, dass kaum jemand sie bemerkt. Eine Geburt kommt nicht ohne Blut, Schweiß und Tränen aus. Die Erde ist nach einem Vulkanausbruch am fruchtbarsten. Viele Paare behaupten, dass die Versöhnung und der anschließende Sex nach einem Streit am intensivsten ist. Und Kinder bekommen häufig nach einer Krankheit einen Wachstumsschub. Diese Liste könnte ich endlos fortsetzen. Wir jedoch halten an unserem Prinzip von gut und wahr so krampfhaft fest, dass wir den Blick für die andere Seite verloren haben. Warum haben wir soviel Angst vor der Zerstörung? Vor einem Neuanfang? Davor, alte Muster in Partnerschaften oder im Beruf in Frage zu stellen und einem Neuanfang eine Chance zu geben?

Solange wir das Prinzip der kreativen Zerstörung nicht in unser Leben integrieren, solange wir das Scheitern nicht als Möglichkeit der Weiterentwicklung akzeptieren, sondern alles abseits der Norm verteufeln(!), bleiben kulturelle Sticheleien unfruchtbare Appelle an das kosmische Wechselspiel zwischen Zerstörung und Entwicklung. Die Kultur kann uns nicht helfen. Sie kann uns höchstens einen Hinweis geben. Den Rest müssen wir schon selbst tun.

Emotos Rätsel löst sich damit auf. Es gibt Momente, in denen es nicht anders geht, als ein Glas Wasser solange mit Heavy Metal zu beschallen, bis keine Strukturen mehr erkennbar sind. Erst dann kann ich wieder damit beginnen, diese Strukturen mit Erik Satie zu sich selbst finden zu lassen. Vielleicht jedoch zu einem Selbst, das ich mir zuvor ganz anders vorgestellt hatte.

INKA-Training

INKA-Training | Impro-Nah-Kampf-Auseinandersetzung

Authentisch, provokant und wertschätzend. Viel mehr braucht es unserer Meinung nach nicht für zielführende Gesprächsprozesse.

Anstatt Do’s und Dont’s aus der Kommunikationspsychologie auswendig zu lernen, nähern wir uns Ihren Konflikten mit einer Mischung aus Improtheaterübungen, Focusing, systemischem Modellieren, Mediationsanleitungen und selbst-reflexiven Zwischentönen. 10% Theorie und 90% Praxis. Denn: Alte Muster durchbrechen wir am schnellsten und nachhaltigsten durch das Installieren neuer Muster!

Klar, ehrlich, gerne direkt und jederzeit fair und menschlich im Umgang miteinander soll es dabei zugehen. Konflikte sind eine ernste Angelegenheit. Umso wichtiger ist es, dass dabei der Humor nicht nur als blinder Passagier mitfährt.

Warum INKA erfolgreich ist?

  • Weniger Gesprächsregeln
  • Weniger Reden – Mehr Präsenz und Wirkung
  • Mehr Ehrlichkeit zu sich selbst und zu Konfliktpartnern
  • Mehr Klarheit in der Kommunikation
  • Mehr Spaß am Streiten
  • Mehr Spontaneität und Ideenflüssigkeit
  • Mehr Integration der Körpersprache

Unsere Methoden: Improtheater-Übungen, Systemisches Modellieren, Veränderung der Körpersprache, Status-Übungen, Metaphernübungen, professionelles Feedback

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Meine Kollegin: Göksen Meine

Diplom-Betriebswirtin. Über 20 Jahre Bühnenerfahrung. Trainerin und Coach seit 8 Jahren. Schwerpunkte: Improvisation, Spontaneität, Kreativität, Rhetorik, Schauspiel und Moderation. Langjähriges Mitglied und Leitung der Improtheatergruppe (externer Link) Volle Möhre.

Toleranz ist auch keine Loesung

Tolerant zu sein kann eine Identität ausmachen. Intoleranz ebenso. Wenn wir Diversity ernst nehmen, müssten multiidentitäre Tolerante die Intoleranten akzeptieren, während die identitären Intoleranten alles hassen, was sie nicht selbst sind. Doch wie sieht es mit Respekt aus?

Respekt speist sich daraus, zu jemandem aufsehen zu können. Es respektabel finden, was jemand leistet. Meist hat dies mit Dominanz zu tun. Und Dominanz lässt sich auf dreifache Weise zeigen:

  1. Humor: Das ist ja lachhaft!
  2. Gelassenheit: Aufgrund meines Wissens und Könnens bin ich da ganz entspannt.

Zusammengefasst bietet eine Heitere-Gelassenheits-Einstellung den Vorteil, Angriffe abprallen zu lassen, ohne sich damit auseinandersetzen zu müssen.

Ein tiefenentspannter Aikidomeister lässt die Aggression seines Gegenübers ins Leere laufen. Das bringt ihm den Respekt seines Gegners ein. Wer jedoch mit voller Wucht in der Hoffnung auf Widerstand gegen eine Nebelwand rennt, fällt auf die Nase. Das ist schmerzhaft. Gibt es Zuschauer, erntet er zusätzlich Spott und Häme, was seine Wut noch potenziert.

In diesem Moment darf er Respekt, selbst wenn er ihn hätte, nicht mehr zeigen. Zum Erhalt seines Selbstwerts muss er den Gegner diffamieren. Er wird ihm unlautere Mittel vorwerfen. Lug und Trug.

Vielleicht wollte der Aikidomeister seinen Gegner sogar schützen. Doch da die Nachricht einer Botschaft immer der Empfänger bestimmt, ist die Absicht irrelevant. Wird Heitere Gelassenheit als Arroganz wahrgenommen, kann ich es noch so gut gemeint haben.

Die 3. Möglichkeit, sich Respekt zu verschaffen, ist der ‘ehrliche’ Kampf. Ohne Tricks und doppelten Boden. Wer Reibung erwartet und Reibung bekommt, wird zufrieden sein.

Man könnte sich entspannt zurücklehnen, wenn die Trumps, Höfers, Petrys, Höckes, LePens, Putins und Erdogans der Welt ehrliche Kämpfer wären. Die seeligen Jahre für Privilegierte würden zuneige gehen. Die Stunde des kleinen Mannes und der kleinen Frau würden nun schlagen. Nur fair. Doch wer postfaktische Fake News (für die Google-Suchmaschine: Fake News Fake News Fakes News postfaktisch postfaktisch postfaktisch) einsetzt, geht kaum als ehrlicher Kämpfer durch. So mancher Populist erinnert eher an den freundlichen, charmanten und wortgewandten Parteifunktionär O’Brien aus 1984 von George Orwell. Das Ministerium für Wahrheit kreierte ebenso seine eigenen Fakten.

Um dem etwas entgegen zu setzen, reicht kluge Gelassenheit nicht mehr aus. Es braucht ehrliche Kämpfer, einen Gysi, Brandt oder Schlingensief. Streitbare Menschen ohne Zeigefinger, mit Macken, Fehlern und Humor. Helden, die ohne eisiges Kalkül aus der Reihe tanzen. Trinker, Raucher, Charmeure. Echte zerrissene Helden, die dennoch den Mut haben, für Ihre Ziele zu streiten. Ob die Gesellschaft solch streitbare Helden noch aushält, ohne sie sofort medial in der Luft zu zerpflücken? Vielleicht ist es nicht die politische Korrektheit, die uns schadet, sondern deren Folge, dass sich niemand mehr traut, unpopulär in seinem Denken zu sein. Als Selbsttest gegen Langeweile empfehle ich, auf facebook einen der folgenden Posts zu erstellen:

Beginnen wir mit einem harmlosen Tabu:

  • Ich mag Beamte.

Spannender wird es damit:

  • Ich habe meine Kinder nicht impfen lassen. Steigerung: Stattdessen behandle ich sie mit homöopathischen Mitteln.
  • Ich bin gegen Abtreibungen. Steigerung: Ich finde es super, wenn Frauen 5 Kinder oder mehr in die Welt setzen.
  • Gentrifizierung hat auch seine guten Seiten. Steigerung: Ich mag Banker.

… bis zum Highlight:

  • Ich rauche vor meinen Kindern. Steigerung: Am Küchentisch.

Zur weiteren Vertiefung:

  • Reinhard Kreissl – Feinde
  • Matthias Horx: Anleitung zum Zukunftsoptimismus.

Wollen Sie den anschließenden Shitstorm wieder beenden, suchen Sie sich zwei Quellen im Internet heraus: Eine, die ihre Meinung stützt und eine, die sie widerlegt. Wenn Ihr Schlusskommentar auf mindestens 10 Zeilen die komplexe Dualität des Themas darlegt, hat niemand mehr Lust, weiterzufeuern. Das Leben ist kompliziert und wir stecken irgendwo dazwischen.

Auch wenn sich Populisten damit brüsten, unpopuläre Meinungen zu äußern, liegt der Fall doch anders. Würden sie diese Meinungen auch äußern, stünde der Zeitgeist nicht auf ihrer Seite? Sind Populisten wirklich mutig? Ist es mutig, eine Stimme für die schweigende Mehrheit darzustellen?

Populisten sind sich immer zu 100% sicher. Immer! Zu 100%! Doch wer ganz und gar weiß, was in der Zukunft passieren wird, lügt. Ich selbst habe keine Ahnung. Ich war noch nicht da. Man möge ihm zurufen: Wir haben beide keine Ahnung! Es geht aber auch weniger darum, die Welt zu erklären, sondern mehr darum, zu lernen mit der Ahnungslosigkeit umzugehen.

Eine Strategie, damit umzugehen, ist eine Heitere Gelassenheit. Der Zweifel und das Unwegbare gehören zum Leben wie das Salz in die Suppe. Zweifeln macht uns menschlich. Doch über sich selbst, seine Fehler und Zweifel zu lachen, geht jedem Populisten ab. Oder kennen Sie einen humorvollen Populisten? Trotz aller Streitbarkeit ist Gysi ist ein amüsanter Redner. Brandt sagte: Die besten Reden sind die, die nicht gehalten werden. Die zweitbesten sind die scharfen, die drittbesten die kurzen. Und Schlingensief notierte sich selbst Schulnoten und amüsante Kommentare zu den oft sehr kritischen Kritiken zu seinen Filmen.

Wer der Unsicherheit über komplexe Zusammenhänge mit einfachen Lösungen begegnet, gibt vor, die Zukunft zu kennen, ohne Zweifel, ohne Wenn, ohne Aber. Doch wer die Zukunft kennt, könnte in der Wirtschaft mehr Geld verdienen als in der Politik. Außer natürlich, er will die Welt zu einem besseren, menschenfreundlicheren Ort machen.

Eine weitere Möglichkeit, mit Unwägbarkeiten umzugehen, ist die Berufung auf Werte: Respekt, Menschenfreundlichkeit, Toleranz, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Optimismus, Vertrauen, Freiheit, Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens, Verantwortung, Frieden, Nachhaltigkeit, Demut, Ehrlichkeit, Achtsamkeit.

Vielleicht sind gemeinsame Werte der einzig wahre Grund zu kämpfen.

Mediativ, Provokant, Agil mit einer prise Neuro

Mit mediativem Führen Veränderungsprozesse begleiten

Führungskräfte stehen heutzutage zwischen allen Stühlen. Von der einen Seite wird der Druck durch Kunden und den globalen Konkurrenzkampf über die arbeitsüberlasteten und ungeduldigen Mitarbeiter an sie herangetragen. Von der anderen Seite stoßen sie auf Systemstrukturen, die sich oftmals nicht so schnell verändern können, wie es wünschenswert und notwendig wäre. Führungskräfte befinden sich damit automatisch in einer vermittelnden, mediativen Rolle im System.

Der mediative Führungsansatz (Seminar-Agenda) bündelt die zentralen Elemente achtsamer, agiler, provokanter und neurobiologischer Führungsansätze zu einem umfassenden Gesamtkonzept. In Zeiten großer Veränderungen sind sowohl klare, kraftvolle Haltungen nötig, als auch die Achtsamkeit, mit Ruhe und Geduld zum passenden Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen zu treffen, der Humor, in Krisenzeiten die Mitarbeiter bei Laune zu halten und die richtigen Worte zu finden, die Fähigkeit, Informationen gezielt durch die Organisation zu steuern, Teams gleichzeitig stabil und agil aufzustellen sowie langfristig Mitarbeiter und Teams mit Hilfe mediativer Haltungen und gezielt eingesetzter Moderationstools zu mehr Verantwortung und Selbstmanagement anzuleiten.

Einen Einstieg in das Kapitel Mediative Führung finden Sie hier: Die Führungskraft als mediativer Moderator

Wollen Sie tiefer einsteigen: Buch und/oder Kurs zum Thema „Die Führungskraft als Mediator

Provokantes Führen: Komplexitätsreduktion beginnt und endet mit Beziehungsarbeit!

In meinen Führungstrainings lerne ich eine Vielzahl an Führungskräften kennen, die eine Sehnsucht nach einfachen Führungsprinzipien und -stilen haben. Einfach im Sinne von: Direkt, achtsam, authentisch, mutig, offensiv, ehrlich, menschlich, humorvoll und lebendig. In einigen dieser (nicht nur) jungen Führungskräfte blitzt auch ein provokanter Schalk in den Augen auf. Ohne Handbremse und Betriebsrat im Hinterkopf. Diese Sehnsucht brachte mich auf das Konzept “Provokante Führung”, das ich in meinem Buch (externer Link) “Provokantes Führen – Wie Sie Ihre Mitarbeiter aus der Reserve locken” beschreibe, seit Januar 2019 in der zweiten, aktualisierten Fassung. Humorvoll zu führen ist sozusagen die Championsleague unter den Führungstrainings.

Weg mit zu vielen Gesprächsregeln – her mit der Ehrlichkeit!

Dieses Konzept eines authentischen Beziehungsmanagements betrachte ich als zentralen Kern agiler Führung. Wir wurden in den letzten 30 Jahren mit Gesprächsregeln, Dos, Donts und Überpsychologisierung so überfrachtet, dass kaum noch jemand weiß, was er wie sagen sollte oder darf. Weg damit! Viel wichtiger als ‘Was ich sage’ ist ‘Wie ich es sage’. Wer machte nicht schon die Erfahrung einer toxischen Ich-Botschaft nach Lehrbuch, während ein herzliches “Du Idiot” äußerst liebevoll wirken kann?

Digitalisierung und Agilität als Treiber

Je virtueller wir werden, desto bewusster, klarer, direkter und menschlicher sollten wir die Beziehungen zu unseren Mitarbeitern pflegen, um eine Resilienz-Pufferzone für Krisen und Unklarheiten aufzubauen. Nicht umsonst kommt kaum eine Veranstaltung zum Thema Digitalisierung und Agilität ohne das Wörtchen Menschlichkeit aus.

Konzepte zur Vereinbarung von Agilität, Digitalisierung und Menschlichkeit in Teams und Organisationen, insbesondere für agilitätsferne Unternehmen, finden Sie in meinem Buch “New Work – Menschlich – demokratisch – agil” (externer Link).

60% der Führungsarbeit betrifft Konflikte

Zur Provokation gehört dazu, Streit nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern aktiv für Klärungen einzusetzen. Die übliche Lesart von Streit lautet: Ich habe recht und du nicht. Ich bestimme, du hast zu gehorchen. Wenn Führungskräfte in Mitarbeiterjahres(krampf)gesprächen Ziele vorgeben, die der Mitarbeiter umzusetzen hat, auch wenn er anderer Meinung ist, ist dies ein Zeichen für einen herkömmlichen Streit. Diese traditionellen Kämpfe machen nicht nur krank, sondern führen auch zum berühmten “Wie gewonnen, so zerronnen”, sobald der Mitarbeiter das Büro seiner Führungskraft verlässt.

Klärungen statt Sand im Getriebe

Dabei könnte streiten so produktiv sein, wenn sich die Beteiligten für etwas einsetzen, das ihnen wichtig ist. Ich investiere Zeit und Energie in ein Projekt, das mir etwas bedeutet. Ich setze mich ehrlich mit anderen Sichtweisen auseinander, ohne Maske, ohne Visier. Ich gehe in Widerstand, sollte mein Gegenüber aus meiner Sicht einen falschen Weg einschlagen. Ich erfreue mich an der lebendigen Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und Werten. Verbunden mit der Vision, dass am Ende nicht der hierarchisch höher Stehende gewinnt, sondern die beste Idee, die von allen gemeinsam umgesetzt wird.

Streit hält uns lebendig – Kooperationen machen uns erfolgreich

Jeder hat berechtigte Ziele und Ansichten. Erkenntnisse werden miteinander abgeglichen, um am Ende zu einem bestmöglichen Ergebnis für sich, für das Team und die Organisation zu kommen. Letztlich gilt: Was der Organisation zugute kommt, kommt auch mir zugute, erhält meinen Arbeitsplatz und zahlt mein Gehalt.

Neuroleadership

Ergänzt werden meine Konzepte Provokantes Führen und Agiles Führen (siehe auch Vortrag Agiles Führen) durch Erkenntnisse aus dem Neuroleadership.

All diese Konzepte verfolgen das Ziel, stabiler und flexibler mit Komplexität und “besonderen” Mitarbeitern umzugehen. Dazu braucht es die Selbststeuerungskompetenz der Mitarbeiter, und dazu wiederum ein transparent-authentisches Beziehungsmanagement mit demokratischen Befugnissen und Vertrauen auf beiden Seiten.

Sind Sie bereit für einen Paradigmen-Wechsel jenseits sozialer Masken und Erwünschtheit?