Schlagwort-Archive: Entscheidungsfindung

Zukunftsverantwortung

Bild von freepik.com

Der Begriff Verantwortung bezieht sich auf etwas Gegenseitiges, indem Person A Person B antwortet. Man könnte auch sagen: „Wie du mir, so ich dir“ auf eine gute Weise. „Wenn du mich achtest, achte ich auch dich.“ Oder: „Wenn ich dich achte, hoffe ich, dass du auch mir wohlgesonnen bist.“

Was jedoch, wenn die Antwort weit in der Zukunft liegt und es noch dazu keine Person ist, die uns antworten wird? Wer dabei an Klimaschutz denkt, liegt natürlich richtig. Aber grundsätzlich gilt dieses Prinzip für alle Entscheidungen, die wir jetzt treffen, um irgendwann einmal in der Zukunft eine Antwort darauf zu bekommen – auch betriebliche.

Verantwortungsvoll zu handeln bedeutet daher, jetzt etwas zu tun, von dem wir hoffen, darauf in der Zukunft eine positive Antwort zu bekommen – von anderen Menschen, der Natur oder einem System.

Da die Zukunft jedoch ungewiss ist, wir also nie wissen, ob unser Handeln tatsächlich zu einer positiven Antwort führen wird, brauchen wir unsere Intuition zur Erhöhung der inneren Entscheidungssicherheit.

Zur Erforschung der eigenen Intuition lassen sich klassische Kreativitätstechniken nutzen und erweitern, bspw. die PMI-Methode (Plus-Minus-Interessant):

  • Was spricht für Alternative A?
  • Was spricht für Alternative B?
  • Was ist interessant an der Fragestellung?

Nachdem die Antworten auf die Interessant-Frage entweder dem Lager A oder B zugeordnet wurden, ist es sinnvoll, die beiden Alternativen in Ruhe auf sich wirken zu lassen und dann eine intuitive Entscheidung zu treffen.

Dazu kann ein Bild, ein Gefühl, eine Idee oder eine innere Stimme hilfreich sein:

  • Zu welcher Alternative habe ich ein positiveres Bild?
  • Welche Alternative erleichtert oder begeistert mich oder gibt mir ein Gefühl der Vorfreude?
  • Zu welcher Alternative fallen mir spontan eine Menge Ideen ein?
  • Was sagt meine innere Stimme: Machen oder lassen?

Wuerstchen oder Wetterprognose

In der Prioritätensetzung heißt es oft: Mach, was wichtig ist und nicht nur, was dringend erscheint. Lass dir nicht alles von außen diktieren, vor allem nicht die Dringlichkeit einer hektischen Welt und eines hektischen Chefs, wo wir doch insgeheim wissen, dass sich manche Aufgabe auf den zweiten Blick leichter lösen ließe, als mit heißen Nadeln zu stricken. Sie kennen ja die Unterscheidung zwischen dem frühen Vogel und der zweiten Maus, die den Speck kriegt.

Also wichtig statt dringend! Doch was genau ist wichtig?

Sehen wir uns die Kategorie wichtig genauer an, wird deutlich, dass alles Wichtige früher oder später Konsequenzen nach sich zieht. Unterteilen wir den Begriff der Konsequenzen, kommen wir auf drei wesentliche Unterscheidungen:

  1. Konsequenzen für eine Vielzahl von Beteiligten, die dazu noch

  2. langfristig wirken, sind

  3. meist gravierend und schwer aushaltbar.

Damit unterteilen wir Konsequenzen in eine quantitative, zeitliche und qualitative Dimension.

Würstchen- oder Wetterfrage?

Warum diese Unterscheidung so wichtig ist, zeigt sich spätestens bei Menschen mit Entscheidungsschwäche. Zur Verdeutlichung stelle ich das Würstchen- dem Wetterparadigma gegenüber: Stellen Sie sich vor, Sie müssen bei einem Tag der offenen Tür entscheiden, was es zu Essen gibt. Konkret haben Sie die Auswahl zwischen groben und feinen Bratwürsten. Klingt banal. Manche von uns machen sich darüber allerdings umfangreiche Gedanken. Lassen Sie uns die Konsequenzen durchgehen:

  1. Wird es viele Personen betreffen? Ein paar sicherlich. Die meisten werden jedoch so oder so zufrieden sein. Der Erfolg der Veranstaltung hängt jedoch sicherlich von anderen Faktoren ab.

  2. Wird es langfristige Konsequenzen haben? Nicht wirklich. Ich würde sagen: Bis zum nächsten Stuhlgang. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch Jahre später vom Frevel des falschen Würstchens gesprochen wird, hält sich in Grenzen.

  3. Manche Gäste werden meckern. Die tun das immer. Wir tun ihnen sogar einen Gefallen, wenn nicht alles perfekt ist. Ist das Gemecker auszuhalten? Unbedingt!

Schauen wir uns stattdessen die Entscheidung an, bei einer Regenwahrscheinlichkeit im schönen Sommermonat Juni von 30% draußen zu feiern:

  1. Es wird alle Personen betreffen! Vielleicht sogar die Technik oder das durchweichte Essen. Darauf müssen wir uns einstellen bzw. Schutzmaßnahmen überlegen.

  2. Wird es langfristige Konsequenzen nach sich ziehen? Natürlich! Immerhin geht es nicht nur darum, dass Gäste eventuell früher gehen, sondern insgesamt um den Ruf der Organisation.

  3. Wenn es regnet, gehen die Gäste früher. Scheint die Sonne, schwitzen sie in den Innenräumen und gehen ebenso früher. Die Unlösbarkeit dieses inneren Dilemmas lässt sich nur auf einer anderen Ebene lösen: Welches Bild wollen Sie vermitteln? Welche Werte wollen Sie transportieren? Wollen Sie mutig sein, und dem Regen trotzen? Oder gehen Sie auf Nummer Sicher? Was ist leichter auszuhalten? Der Spruch: Ihr Luschen! Beim kleinsten Tropfen geht ihr nach drinnen! Oder: Ihr seid ganz schön wagemutig, vielleicht sogar verrückt!

Was lernen wir aus all dem?
  1. Vertauschen wir die Würstchen mit Beamer oder Digitalkamera, stoßen wir auf eine Menge alltäglicher Entscheidungen, deren Konsequenzen wir maßlos überschätzen. Nach spätestens drei Monaten kommt wieder ein neues Gerät auf den Markt und wir können mit unserer Recherche von neuem beginnen. Letztlich kommt es nicht darauf an, das perfekte Gerät zu kaufen, sondern aus dem was wir haben, das beste zu machen. Nach einem halben Jahr haben wir uns schließlich so an das ehemals Neue gewöhnt, dass wir ganr nicht mehr verstehen können, warum wir uns zuvor nicht entscheiden konnten.

  2. Vertauschen wir Wetter mit Urlaub, Mitarbeitergespräch oder Seminar ergibt sich eine Vielzahl an Situationen, die wir niemals vollständig vorausdenken können. Planung erscheint wichtig, wird aber immer nur einen Teil des Erfolgs eines Gesprächs oder einer Veranstaltung ausmachen. Was also ist das Wesentliche, das wir vermitteln oder erreichen wollen?

Mentale Simulationen

An dieser Stelle finden Sie Mentale Simulationen, die ich in meinen Seminaren einsetze. Nachdem es in meinen Seminaren zu den Themen Entscheidungsfindung, Stressmanagement, Achtsamkeit, Konfliktmanagement, Führung oder Schlagfertigkeit immer wieder Nachfragen gab, ob es meine Übungen auch zum Anhören gibt, habe ich beschlossen, einige meiner erprobten Mentalen Simulationen aufzunehmen und hier einzustellen, um die Nachhaltigkeit meiner Trainings zu erhöhen.

Die Themen der Mentalreisen werden breit gefächert sein, von kurzen und knackigen Umformulierungen, um Blockaden zu überwinden, über Anleitungen, um Stress abzubauen bis hin zu komplexen, mentalen Entscheidungsfindungssimulationen.

Ach ja: Meine Lieblingsübung, die mit dem Leuchtturm, hat es nun auch auf mp3  geschafft.

Die Mentalen Simulationen beruhen im Wesentlichen auf Ideen aus der Therapierichtung Focusing und meiner Beschäftigung mit dem Hypno-Systemischen Konstruktivismus Gunther Schmidtscher Schule. sowie Erkenntnissen der Neurowissenschaften. Sehr inspirierend fand ich weiterhin Trance-Geschichten von Daniel Wilk und das Buch „Heldenreise“ von Gilligan und Dilts.

Damit die Anleitungen bei Ihnen funktionieren, sollten Sie alle (äußeren) Störungen ausschalten und sich wirklich Zeit für die Übungen nehmen.

Was zu Beginn der Übungen und Mentalen Simulationen nie schaden kann:

  1. Fragen Sie Ihren Körper, wie er gerne sitzen (liegen) würde.
  2. Schließen Sie die Augen, wenn das für Sie angenehm ist.
  3. Atmen Sie 5 mal tiefer ein und aus als sonst (Bauchatmung).

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und viel Erfolg damit.

Ich muss – Umformulierungen: Eine Übung, um Blockaden bei ungeliebten Tätigkeiten zu überwinden.

Flussmeditation: Eine Übung zum entspannten Umgang mit Krisen und Konflikten

Loslassen: Eine Übung für Menschen, denen es schwer fällt, Aufgaben abzugeben

Wind und Meer: Eine Übung zum Abschalten und zur Neu-Bewertung vergangener Erfahrungen

Leuchtturm: Eine Übung, um Abstand vom Alltag zu bekommen

Schnelle Recherche – langsame Entscheidung

Als Experte für die Themen Zeitmanagement und Entscheidungsfindung beschäftige ich mit auch intensiv mit der Vernetzung dieser beiden Themen. Eine Verknüpfung besteht u.a. in der Betrachtung des Gegensatzpaares schnell und langsam. Meine These: Je wichtiger eine Entscheidung ist, desto langsamer sollten wir diese treffen. Dies heisst nicht, dass wir uns ewig Zeit lassen sollten, sondern vielmehr, dass es wichtig ist, inne zu halten und in sich zu gehen. Ein typischer Entscheidungsprozess kann folglich so aussehen:

  • Erst sammle ich ’schnell‘ alle mir verfügbaren Informationen, z.B. indem ich mit anderen Menschen spreche, Zeitung lese oder im Internet recherchiere.
  • Diese Informationen verarbeite ich anschließend ‚langsam‘ für mich alleine und in Ruhe – z.B. indem ich eine Nacht darüber schlafe, joggen gehe, etc. – treffe meine Entscheidung und …
  • setze diese Entscheidung am besten ’schnell‘ in die Tat um, damit mein psychisches Immunsystem greifen kann, noch bevor mich Reuegefühle an einer Umsetzung hindern.

Gedächtnis und Entscheidungen

Dieser etwas kryptische Titel verweist auf eine Besonderheit von unserem Gedächtnis, die u.a. dazu führt, dass wir in vielen Situationen dazu tendieren lieber auf Nummer Sicher zu gehen anstatt ein wenig Weitblick wa(a)gen.

Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann hat vor vielen Jahren anhand einer Vielzahl von Interviews herausgefunden, dass wir Menschen keineswegs ökonomische Entscheidungen treffen, sondern i.d.R. immer auch emotionale Beweggründe mit eine Rolle spielen. Und oftmals sind die Bedenken oder Ängste doppelt so groß wie die Erwartungen, dass etwas positiv ausgeht. V.a. wenn wir unter Stress geraten, tendieren wir eher zu dem sicheren Weg, der da lautet:

Lieber Nichts machen anstatt etwas Falsches machen!

Dass dem so ist, liegt u.a. an unserem Gedächtnis. Denn unser Kurzzeitgedächtnis, dass ja auch letztlich für unser (kurzfristiges) Überleben zuständig ist, tendiert i.d.R. eher zu einer pessimistischen Sichtweise (Obacht!), während unser Langzeitgedächtnis optimistischer ausgerichtet ist (Wird schon werden!). Dieses Verhältnis ist freilich auch stark persönlichkeitsabhängig. Um diesen Effekt zu umgehen, gibt es mehrere Strategien:

  • Trainieren Sie Ihr Langzeitgedächtnis. Wenn Sie an Ihre Vergangenheit denken, werden Sie merken, dass die meisten gesunkenen Aktien auch wieder steigen. Wenn Sie einen Unfall hatten, werden Sie sich auch wieder erholen. Und am Ende lernen Sie dadurch neue Menschen kennen, die Sie nicht mehr missen möchten.
  • Was alte Menschen am meisten bedauern, ist das, was sie nicht getan haben. Nicht jedoch das, was Sie getan haben. Denn das erste konnten sie trotz aller Fehler und Schwächen in ihr Leben einbauen. Vom zweiten wissen Sie nicht einmal, ob es funktioniert hätte oder nicht. Wir trauern als am meisten unseren verpassten Chancen nach!
  • Reduzieren Sie akuten Stress in Entscheidungssituationen. Denn sonst tendieren Sie zum einen dazu, zu stark auf Ihre Bedenken zu hören (Bedenken sind grundsätzlich gute Ratgeber, zu starke sind jedoch hinderlich), zum anderen führt es aber auch zu einer Blockade des Langzeitgedächtnisses, ja sogar zur Löschung einzelner Nervenverbindungen (das typische Prüfungsstressphänomen).
  • Simulieren Sie mental aufgrund Ihrer Erfahrungen eine mögliche Zukunft und nehmen hier auch die Bedenken mit in Ihr Denken. Dadurch versöhnen Sie den (zu starken) Pessimismus der Gegenwart mit dem (zu starken) Optimismus der Vergangenheit.

Am besten verbunden mit der Lebensmaxime: Mach‘ lieber etwas, das einigermaßen richtig ist statt gar nichts!