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Wie die Wissenschaft entstand

Die Wissenschaft entstand aus dem Zusammenspiel der beiden Halbgötter und Brüder Prometheus und Epimetheus aus der griechischen Mythologie. Epimetheus verlieh den Tieren auf der Erde spezielle Eigenschaften, dem Löwen Stärke oder der Gazelle Schnelligkeit. Doch Epimetheus war vergesslich und als er zu den Menschen kam fiel ihm nichts mehr ein. Deshalb sprang sein Bruder Prometheus, der Vorausdenkende, für ihn in die Bresche und stahl für die Menschen das Feuer und die Kunst von den Göttern, damit sie auch etwas hatten, um gut zu leben. Das Feuer steht für Macht, worauf die Menschen begannen Streit und Krieg zu führen. Die Kunst, auf griechisch techne, steht für die Technik und Wissenschaft. Damit sich die Menschen nicht gegenseitig auslöschten, stattete sie Hermes, der Götterbote, zusätzlich mit Respekt aus.

Epimetheus könnte auch der Gott für Big Data sein, da sein Name übersetzt „nachträglich lernend oder verbindend“ bedeutet, genau das, was mit Big Data gemacht wird: Die Daten werden wahllos gesammelt und erst im nachhinein auf logische Muster untersucht. Prometheus schaut zwar voller naiver Wissbegierde in die Zukunft, jedoch ohne abzuwägen. Prometheus könnte damit der Gott des ungeduldigen Wissenschaftlers sein, der die Atomkraft erfindet, ohne an die Atombombe zu denken. Auf Hermes schließlich geht die Hermeneutik zurück, das wissenschaftliche Denken in Kontexten. Während Epimetheus und Prometheus sorglos einem bloßen Machbarkeitswahn folgen, wägt die Hemeneutik ab und zeigt damit Respekt vor der Natur und sozialen Begebenheiten.

Quelle: James Bridle: New Dark Ages, Beck 2019