Demokratieangst

Den Begriff gibt es nicht. Aber er ist da. Ich höre derzeit sehr häufig: Die Maßnahmen müssen so streng sein, weil es so viele Menschen gibt, die es sonst nicht verstehen. Deshalb sollten wir auch unbedingt alle Menschen durchimpfen.

Den Spruch von der Gegenseite gibt es natürlich auch: Wir müssen uns bemerkbar machen, weil es so viele Menschen gibt, die es sonst nicht verstehen.

Spannend, oder?

Fragt man einen Menschen dort draußen: Betrachtest du dich selbst als mündigen, vernünftigen Bürger? Die meisten würden das vermutlich bejahen. Obwohl ich die Vorstellung amüsant fände, wenn mir jemand sagen würde: Nö. Ich bin ziemlich unmündig.

Wir halten uns ähnlich wie beim Dunning-Kruger-Effekt, der im Kontext von Fake-News immer wieder gerne zitiert wird, für mündiger als alle anderen. Genau deshalb brauchen wir auch in einer Krise eine starke Hand, weil: Wir würden uns ja vernunftgesteuert an alle Maßnahmen halten. Nur die anderen. Die tun das bestimmt nicht. Also ist es schon gut, wenn da jemand mit harter Hand durchgreift.

Ist das nicht faszinierend?

Wenn wir alle Menschen auf der Welt zusammen rechnen, die von sich selbst behaupten, verantwortungsvoll mit einer Situation umzugehen und wir die Verrückten heraus rechnen, die sich selbst als Soziopathen bezeichnen, kommen wir vermutlich auf 99% verantwortungsbewusste Bürger und Bürgerinnen.

Woher kommt also unsere Demokratieangst?