Das subjektive Zeitparadoxon

Das subjektive Zeitparadoxon besagt, dass uns intensiv verbrachte Zeit, z.B. im Urlaub oder jedesmal, wenn wir etwas Neues machen, währenddessen sehr kurz(weilig) vorkommt. Im nachhinein erscheint sie uns allerdings als sehr ausgefüllt. Dahingegen empfinden wir Tätigkeiten wie Routinearbeiten als eher langatmig. Anschließend fühlt sich die so verbrachte Zeit als sehr kurz (beinahe wie geraubte Zeit) an. Dieses Kurz-Lang und Lang-Kurz-Phänomen wird jedoch in letzter Zeit immer mehr durch die modernen Medien konterkariert, die uns in ein Kurz-Kurz-Empfinden manövrieren: Die Zeit, die wir z.B. beim Internetsurfen verbringen erscheint uns sehr kurzweilig, da wir – anders als vor dem Fernseher – direkt und aktiv daran beteiligt sind. Im Nachhinein erscheint sie uns allerdings leider ebenso kurz und wenig erinnerungswürdig.

Spannende Versuche dazu finden Sie hier (externer Link): link

Wie könnte folglich ein Fazit lauten:

  • Ein stückweit ist dieses Paradoxon sehr sinnvoll: Wir können schließlich nicht andauernd und pausenlos Spannung ertragen oder diese Spannung künstlich befeuern. Vielleicht würden wir dann alle kaum älter werden als die gerade eben verstorbene Amy Winehouse. Nehmen wir einmal an, Amy hätte auf ihrer Überholspur doppelt so schnell gelebt. Dann wäre sie immerhin umgerechnet 54 geworden und nicht 27. Und mit Jimi Hendrix oder Jim Morrison wäre es sicherlich ähnlich. Wir alle brauchen eben auch ein paar Ruhephasen, um alt zu werden.
  • Folglich ist es wohl die klassische 50/50-Balance, die uns gut tut. Die Balance zwischen Neuem und Sicherem. Im Marketing gilt die Regel: Der Kunde braucht 50% Sicherheit und Bekanntes und 50% Neues. Sonst bekommt er entweder Angst, kann das Neue nicht einordnen oder springt andernfalls einfach nicht auf das zu verkaufende Produkt an. So oder so ähnlich lässt sich dies natürlich auch auf unser Restlalltagsleben übertragen. Dazu passt auch ein wunderbarer Spruch, den ich einmal von Tita von Hardenberg aufschnappte: Wir sollten uns angewöhnen, einmal in der Woche einen Weg zu gehen, den wir noch nie gegangen sind und mit einem Menschen zu sprechen, mit dem wir noch nie gesprochen haben. Das hält das Gehirn jung und wir bleiben damit auf Trab.
  • Wenn Sie also wollen, dass Ihr Leben sich im Nachhinein als ausgefüllt anfühlt, sollten Sie in den Momenten, in denen Sie die Wahl haben, d.h. in aller Regel in der Freizeit, Dinge tun, die genau diese Mischung aus Spannung und Abenteuer einerseits und Erholung und Entspannung andererseits ausmacht. Wenn möglich wäre es natürlich auch im Beruf mehr als wünschenswert, genau diese Mischung zu haben.