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Eltern als Vorbild in der Krise

Was lernen Kinder aus der aktuellen Krise? Werden sie traumatisiert, wenn ihre Eltern Panikkäufe tätigen oder die Medien und Regierung kritisieren? Hilft stattdessen eine Augen-zu-und-Vertrauen-haben-Prophylaxe? Braucht es Eltern, die ihre Chancen nutzen, während andere am durchdrehen sind? Oder wollen wir, dass sich unsere Kinder eine eigene Meinung bilden? Immerhin geht es um das einschneidenste Ereignis unserer Sprösslinge.

Kinder lernen zu 60% über Lernen am Modell. Was also lernen sie von ihren Eltern in der Krise? Schauen wir uns dazu ein paar Modelle an:

Die Optimisten

Es gibt Optimisten, denen die Sonne aus …, Sie wissen schon, scheint. Sie gehen davon aus, dass am Ende alles gut wird. Und wenn nicht, war es eben noch nicht das Ende. Das Vertrauen oder der Glaube in den Staat, die Medien, die WHO, die Wissenschaft oder den eigenen Arbeitgeber ist tief in ihnen verankert. Sie gehen nicht davon aus, dass die Welt zusammenstürzen könnte oder dass eine schwere Rezession kommt. Die Optimisten vermeiden es, zuviel Nachrichten zu schauen. Verschwörungstheoretiker sind Spinner und wenn wir uns jetzt ein wenig zusammenreißen, wird in ein paar Wochen alles wieder gut. Nein! Es wird sogar noch viel schöner. Die Luft wird sauberer. Die Menschen werden klimatechnisch umdenken. Es werden viel mehr Menschen Rad fahren, genau wie jetzt. Wir schaffen das! Und wenn es doch ein bisschen schlimmer kommt, haben Sie immer noch ihr Eigenheim im Grünen, mit Garten und einem festen Job in einem Großkonzern.

Die Vorbildfunktion der Optimisten an ihre Kinder lautet: Denk nicht soviel nach. Hab Vertrauen und alles wird gut. Genieße dein Leben.

Die Macher

Familie Macher ist nicht ganz so sonnenverstrahlt wie die Optimisten. Auch Herr und Frau Macher besitzen ein Häuschen mit Garten, das sie sich hart erarbeitet haben. Auch sie blicken optimistisch in die Zukunft. Sie schauen jedoch mit einem sorgenvollen Auge auf mögliche wirtschaftliche Störungen. Die Rezession könnte kommen. Besser sie bringen ihre Schäfchen ins Trockene. Die Machers machen sich deshalb intensive Gedanken darüber, wie und wo sie ihr Geld in der Krise anlegen könnten. Sie machen sich auch Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Deshalb wollen sie nicht abwarten, was passiert, sondern werden selbst tätig. Erst wenn sie wissen, wo die Reise hingehen könnte, ist es möglich sich zu entspannen und die Sonne zu genießen.

Die Vorbildfunktion der Macher an ihre Kinder lautet: Die Welt läuft nicht immer rund. Es gibt Gewinner und Verlierer. Nutze deine Chancen, bevor es andere tun.

Die Kritischen

Die Kritischen müssen offenbar den schweren Weg gehen. Sie blicken skeptisch auf die Welt. Ähnlich wie die Macher glauben sie daran, dass es im Leben grundsätzlich und in Krisen erst recht Gewinner und Verlierer gibt. Herr und Frau Kritisch denken parallel. Sie leben sowohl in einer utopisch-theoretischen Traumwelt, in der allen Menschen Gerechtigkeit widerfährt. Gleichzeitig befinden sie sich auf dem Boden der Tatsachen, auf dem dies vermutlich nie passieren wird. Damit kämpfen sie für ein Utopia, von dem sie insgeheim wissen, dass es niemals stattfinden wird. Ihr Lebensmotto könnte auf den Satz von Sartre zurückgehen: Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen. Es geht nicht darum, der Welt zu misstrauen, sondern zu akzeptieren, dass die Welt ungerecht ist, manche ihre Interessen durchsetzen und andere nicht, wir jedoch unser Bestes tun, um dies zu ändern. Hierzu passt auch die ursprüngliche Bedeutung von Zynismus: Ich leide wie ein Hund und genieße dennoch das Leben.

Die Vorbildfunktion der Kritischen an ihre Kinder lautet: Bilde dir deine eigene Meinung. Denke dabei stets parallel und halte Widersprüche aus. Man kann sich nie ganz sicher sein. Aber mach, was du kannst, auch wenn es nie genug sein wird.

Die Verschwörungstheoretiker

Während die Kritischen zwischen den Welten hängen und die Parallelität der Widersprüche aushalten, hat sich Familie Verschwörungstheoretiker klar auf eine Seite der Meinungsdeutung geschlagen. Die Welt ist schlecht. Das Vertrauen in die Regierung schon lange zerstört. In die Medien sowieso. Es gibt diverse reiche Strippenzieher, die an unser Gehirn oder unsere Blutbahnen wollen. Die Weltordnung ist beständig in Gefahr. Familie V sucht stetig nach dem Sinn hinter politischen Maßnahmen. Da jedoch bei der Ansprache der Massen zwangsläufig Informationen unter den Tisch fallen, Erkenntnisse noch nicht spruchreif sind und dennoch formuliert werden müssen und die Medien ihren Teil zur Komplexitätsreduktion von Informationen beitragen, geht grundsätzlich ein Teil des Sinns hinter einer Maßnahme bewusst oder unbewusst verloren. Diese Lücke will mit Sinnhaftigkeit gefüllt werden. Auf der Basis des Misstrauens kann dies nur negativ ausfallen. Ein Misstrauen, dass leider aufgrund der Tatsache, dass manche Verschwörungstheorie im Nachhinein einige Wahrheiten beinhaltete, stetig Futter bekommt.

Die Vorbildfunktion der Verschwörungstheoretiker an ihre Kinder lautet: Die Welt ist von Grund auf böse. Sie wird sich auch nicht verändern lassen, höchstens durch eine umfassende Revolution. Misstraue jedem und kämpfe für das, an was du glaubst.

Natürlich gibt es auf der Basis dieser vier Typen diverse Mischtypen. Niemand ist nur Verschwörungstheoretiker, Macher, Kritiker oder Optimist. Dennoch stellt sich die Frage, was wir als Eltern unseren Kindern vermitteln wollen:

  • Ein Vertrauen in die Welt,
  • das Vertrauen in sich selbst,
  • eine kritische Meinung
  • oder ein Misstrauen in die Welt?

… und ob wir damit, was wir vermitteln zufrieden sind.