Sechs Facetten der Rückmeldung in der Mitarbeiterführung

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Führungskräfte sollten mehr loben. Das ist letztlich eine Binse in der Mitarbeiterbindung. Doch wie genau sollten sie loben? Wie kann ein Feedback aussehen?

Hilfreich dazu ist ein breiteres Sprachrepertoire, um gezielter rückzumelden, was gut lief und was nicht:

  • Toleranz: Etwas zu tolerieren ist noch kein Lob, sondern bezeichnet das Mindestmaß an Zusammenarbeit im Sinne von: „Ich finde das nicht optimal, aber ich halte es aus, wenn du das so machst.“ Der Fall steht also unter Beobachtung.
  • Akzeptanz: Wenn ich etwas akzeptiere, finde ich es immer noch nicht perfekt, weiß jedoch dass sich daran so schnell nichts ändern lässt.
  • Anerkennung: Leistungen anzuerkennen zeigt, dass mir als Führungskraft bewusst ist, dass mein Gegenüber meine Leistung mit seiner Tätigkeit im Sinne einer organischen Solidarität ergänzt. Anerkennung ist wohl der Begriff, den wir am meisten mit einem Lob in Verbindung bringen.
  • Respekt: Noch einen Schritt weiter geht der Respekt für außergewöhnliche Leistungen. Hier hat sich jemand richtig Mühe gegeben und ist über sich hinaus gewachsen. Damit bezieht sich Respekt nicht nur auf Leistungen, sondern auch auf die Leistungserbringer*innen. Allerdings ist Respekt auch ein zwiespältiger Begriff. Einerseits nutzen Jugendliche den Begriff, um einander für wagemutige Taten zu loben. Andererseits gibt es den traditionellen Begriff des Respekts, der oft mit Hierarchien verbunden ist, wenn es heißt: Bürger*innen haben den Respekt vor dem Staat verloren. Da Respekt zu Mitarbeiter*innen auch die Komponente der Unsicherheit beinhalten kann, dass jemand etwas macht, das ich mich selbst nicht trauen würde, ist es wichtig, zusätzlich Vertrauen zu dieser Person insgesamt zu haben (siehe hier). Ich kann daher einem Querulanten im Team Respekt entgegen bringen, wenn ich gleichzeitig weiß, dass unsere Beziehung auf festen Füßen steht.
  • Demut: Der Begriff der Demut erscheint im ersten Moment an dieser Stelle fehlplatziert zu sein. Er wird wohl auch kaum ausgesprochen. Dennoch bezeichnet Demut die Steigerung der Anerkennung im Sinne eines „Das könnte ich nicht“. Wenn ich als Führungskraft keine Ahnung habe, was meine Mitarbeiter*innen tun, mich aber dennoch auf sie verlassen kann, lässt sich also durchaus von Demut sprechen, vermutlich jedoch – aufgrund des ungewohnten Begriffs – eher im Stile von: „Toll, dass ich mich auf euch verlassen kann mit Tätigkeiten, von denen ich keine Ahnung habe.“
  • Bewunderung: Im Gegensatz zum Respekt ist Bewunderung ausnahmslos positiv. Ich bewundere beispielsweise, dass mein Team trotz Dauerbelastung immer noch hohe Leistungen zeigt.

Diese sechs Begriffe lassen sich nicht nur verbal in der Praxis einsetzen, sondern dienen auch der Reflexion von Fällen: Wen in Ihrem beruflichen Umfeld tolerieren oder akzeptieren Sie? Wessen Leistung erkennen Sie an? Vor wessen Leistungen neigen Sie demütig Ihr Haupt? Wen respektieren Sie und warum? Und wen bewundern Sie?