Mindsetveränderung: Warum wir viele Herausforderungen nicht lösen können und stattdessen lernen sollten, gut damit umzugehen

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Kompliziert versus komplex

Wenn ich früher in Führungstrainings fragte, vor welchen Herausforderungen die Führungskräfte stehen, waren es idR. komplizierte Themen wie „Einführung einer neuen Software“, „Verbesserung von Prozessen“ oder „Umgang mit Fehlern“. Keine einfachen Themen, dennoch plan- und handhabbar.

Sammle ich heute die aktuellen Herausforderungen geht es um komplexe Themen wie „Umgang mit Dauerbelastungen“, „Wertewandel in punkto Leistung und Motivation“, „Umgang mit Unterbesetzung und einer hohen Fluktuation“ oder „Umgang mit kategorischem Widerstand“.

Während sich komplizierte Themen relativ sachlich angehen lassen, zeichnen sich komplexe Themen durch drei Merkmale aus, die eine Lösung schwieriger machen:

  1. Es menschelt. Es geht um Emotionen, Bedürfnisse, oft sogar um moralische Vorstellungen, bspw. beim Thema Wertewandel.
  2. Lösungen sind zeitlich unkalkulierbar. Niemand kann sagen, wann sich der Personalmangel wieder abschwächt. Deshalb wird auch das Thema Umgang mit Belastungen vermutlich ein Dauerthema werden.
  3. Die Einflüsse sind globaler Natur, weshalb Lösungen nicht in der eigenen Hand liegen. Ich kann weder den allgemeinen Personalmangel beeinflussen, noch den Wertewandel jüngerer Generationen.

Vom Projekt zum Prozess

Komplizierte Themen lassen sich als Projekt angehen:

  • Wir können uns ein Ziel setzen.
  • Wir setzen einen Projektplan auf mit Meilensteinen.
  • Wir haben einen Einfluss darauf, das Ziel zu erreichen.

Komplexe Themen wiederum lassen sich nicht einfach managen. Sie lassen sich auch nicht so einfach lösen. Sie lassen sich lediglich besser handhaben. Es geht mehr um den Umgang mit dem Thema (Dauerbelastungen, Fluktuation, Wertewandel) als um Lösungen. Was ich jedoch nicht lösen kann, muss ich aushalten, indem ich lerne, die Situation zu akzeptieren. Dies wiederum geht leichter, wenn Führungskräfte mit ihren Mitarbeiter*innen in Austausch gehen.

Dies bedeutet nicht, keine Lösungen mehr anzustreben. Es ist nach wie vor wichtig, bspw. mögliche Ursachen für eine hohe Fluktuation im Unternehmen zu untersuchen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig sollte jedoch im Übergang zu möglichen Lösungen der Prozess des Miteinander-Aushaltens oder auch der Wir-Resilienz mehr als früher berücksichtigt werden.