Was macht einen guten Film, ein gutes Buch oder in diesem Fall eine gute Serie aus? Sie lässt uns hinter eine Fassade blicken. Sie transportiert mehr als nur eine Geschichte. Sie lässt uns teilhaben an etwas, das wir nicht kennen.
Parfum von Patrick Süßkind ist so ein Buch. Ein Buch, das wir nicht nur lesen, sondern auch riechen können. Six Feet Under ist so eine Serie, die uns die Themen Tod und Selbstmord so nahe bringt, dass es schmerzt und nebenbei das Thema Homosexualität für Nicht-Homosexuelle ohne ironische Brechungen so greifbar werden lässt wie keine mir bekannte andere Serie.
Top of the Lake von Jane Campion
Und jetzt Top of the Lake (https://www.arte.tv/de/videos/RC-015339/top-of-the-lake) von Jane Campion. Nie war es für mich als Mann so spürbar, wie das Leben als Frau oft sein muss. Vordergründig geht es um die Lösung eines Kriminalfalls in einer neuseeländischen Kleinstadt. Ein paar Stichworte: Missbrauch, insbesondere Kindesmissbrauch, Mord, Drogen, gescheiterte Biographien, eheliche Dramen und ein wenig weibliche Esoterik. Harter Tobak und nichts für schwache Nerven. Definitiv eine Triggerwarnung!
Der Hintergrund der Gefühle ist noch um einiges dramatischer. Gibt es in diesem Drama nur einen Mann, dem frau vertrauen kann? In jeder Sekunde habe ich das Gefühl: Gleich passiert wieder etwas. Und zwar nicht irgend etwas, sondern etwas existentiell Böses. Dieses Empfinden, eingerahmt von Machosprüchen und Machtgefälle, ist so bedrückend, wie ich es noch selten auf der Leinwand erlebte.
Was bleibt übrig jenseits von metoo?
Nach und nach wird die metoo-Diskussion abebben. Dann stellt sich die Frage, was bleibt? Wie nachhaltig war es, seine Geschichte zu erzählen? Wird es Machos künftig schwerer fallen, mit dummen Anmachen um sich zu werfen, weil sie Angst haben, sich später dafür verantworten zu müssen? Werden manche von ihnen vielleicht sogar verstehen, dass guter Sex nicht nur mit Macht, sondern mit Vertrauen zu tun hat, einem spielerischen Umgang mit Macht, der nur auf der Basis gegenseitigen Vertrauens funktioniert? Oder werden diese Männer (und manche Frau ebenso) reihenweise Trump und Konsorten wählen?
Hoffentlich bleibt etwas übrig und hoffentlich finden wir ein gutes Maß im Umgang miteinander. Die Serie von Jane Campion trägt mit Sicherheit zu einem gegenseitigen Verständnis bei. Vielleicht sind die Darstellungen übertrieben? Aber wer bin ich, das beurteilen zu können?